Ghost Bike, Critical Mass, Verkehrswende
erschienen im Parents-Newsletter #43 (September 2025)

Anfang September wurde in Lindau wieder ein weißes Fahrrad aufgestellt – als stilles Mahnmal für einen Radfahrer, der am 03. Juli 2025 in einem Kreisverkehr von einem Auto tödlich erfasst wurde. Nur wenige Tage zuvor wurde ein 13-Jähriger von einem rechtsabbiegenden LKW schwer verletzt.
Bei der letzten Critical Mass in Lindau wurde dieses Ghost Bike quasi „eingeweiht“ und damit ein gemeinsames Zeichen für mehr Sichtbarkeit, Sicherheit und Gleichberechtigung im Straßenverkehr gesetzt.
„Um an den getöteten Radfahrer zu erinnern und ein Zeichen gegen die Gefährdung von Radfahrenden zu setzen, haben wir an der Unfallstelle ein sog. „Ghost Bike“ aufgestellt. Dieses Mahnmal soll nicht nur an das Opfer erinnern, sondern auch die dringende Notwendigkeit verdeutlichen, unsere Straßen sicherer zu machen“, erklärt Mitinitiatorin, Stadt- und Kreisrätin Ulrike Lorenz-Meyer von der Bunten Liste (BL).
Erschütternd sei es gewesen, dass in der öffentlichen Debatte danach vor allem darüber gesprochen wurde, dass Radfahrende sich nicht immer an Verkehrsregeln halten. Dabei ist klar: Alle Arten von Verkehrsteilnehmenden – ob zu Fuß, mit dem Scooter, mit dem Auto oder mit dem Rad – verstoßen gelegentlich gegen Regeln.
„Der Unterschied ist: Radfahrende und Fußgänger haben keine schützende Blechhülle. Sie sind der Geschwindigkeit und Masse von Autos direkt ausgesetzt. Ein kleiner Fehler oder ein Moment der Unachtsamkeit darf nicht mit dem Tod enden – doch genau das passiert, wenn die Infrastruktur sie nicht schützt“, ergänzt Jörg Weißenborn von den Lindauer Parents.
Es wird ausdrücklich anerkannt, dass in Lindau in den letzten Jahren viel in Radwege und Fahrradstraßen investiert wurde. Das sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Doch es gibt immer noch viele gefährliche Stellen:
- Kreisverkehre, in denen Radfahrende zu wenig geschützt sind
gestrichelte „Schutzstreifen“, die dazu einladen, Radfahrende viel zu knapp zu überholen – nicht mit den gesetzlich vorgeschriebenen 1,5 Metern Abstand
- zugeparkte Radwege, was viel zu oft geduldet wird
„Wir wollen es nicht hinnehmen, dass Menschen im Straßenverkehr sterben, weil Radwege fehlen oder mangelhaft sind“, so Lorenz-Meyer weiter. Deshalb fordern wir:
- Deutliche Markierungen in allen Kreisverkehren, um auf Radfahrende aufmerksam zu machen
- Kampagnen in den Medien, die aufzeigen, wie alle sicher durch den Kreisverkehr kommen
- Sichere und durchgängige Radwege, die Menschen jeden Alters schützen
- Eine Verkehrs(wende)politik, die den Schutz von Menschenleben über die reine Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs stellt
Weitere Infos zur Geschichte der Ghost Bikes sowie bei Wikipedia.
Ulrike Lorenz-Meyer, Bunte Liste Lindau
Jörg Weißenborn, P4F Lindau