Denk Weiter! Nachhaltigkeitskongress 2022 - eine Nachlese

P4F Chemnitz
P4F Chemnitz • 6 November 2022
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Denk Weiter! Nachhaltigkeitskongress 2022 - eine Nachlese

Chemnitz, 6.11.2022
Wir fassen unsere Eindrücke der dieses Jahr sehr gut aufgezogenen Messe zusammen, gehen auf unsere Sponti-Aktion beim Vortrag des eins-Energie Chefs und unser Gespräch mit ihm danach ein. Auch haben wir noch einige Verbesserungsvorschläge. Und wir stellen eine Falschinformation im Zusammenhang mit der Veranstaltung richtig, die an unserem Stand anwesenden Menschen unterstellt, sie bekämen angeblich 30€, um an Demonstrationen teilzunehmen.

Das Chemnitzer Umweltzentrum und die Carlowitzgesellschaft organisierten erneut den jährlichen Nachhaltigkeitskongress, der finanziell unter anderem vom Regionalversorger eins Energie und der Getränkefirma Lichtenauer Mineralquellen gesponsert wird.
(Link: https://www.c3-chemnitz.de/de/Carlowitz-Congresscenter-Chemnitz-Denk-weiter_1379.html)

Die Veranstalterinnen haben es geschafft, international hochkarätige Personen nach Chemnitz zu holen:

  • den Klimaforscher Hrn. Prof. Mojib Latif und
  • die Menschenrechtlerin Fr. Patricia Gualinga aus Ecuador.

Beide sind im Bild neben dem Geochemiker und Geoökologen Prof. Jörg Matschullat von der TU Bergakademie Freiberg zu sehen:

Bild dreier Personen, von links nach rechts: Mojib Latif, Jörg Matscullat, Patricia Gualinga

Keynotes

Beide Hauptredner (Keynote Speaker) sprachen über das gleiche Thema - wie überleben wir? Und wie können wir dabei gut leben?

Mojib Latif spannte den Bogen kurzweilig über den gesamten Erkenntnishorizont der Nachhaltigkeit - begonnen bei Carlowitz, dem man zuschreibt, als erster prominent darauf hingewiesen zu haben, dass man der Erde - damals das Holz des Waldes - nicht unbegrenzt viel entnehmen darf, damit es für Nachkommen jeder Folgegeneration reicht.

Carlowitz' Nachhaltigkeit könnte man als das Sichern "guten Lebens" bezeichnen - nicht nur für die aktuelle Generation, sondern auch für die künftigen.

Patricia Gualinga, die bspw. auf Klimakonferenzen die Interessen indigener Völker des Amazonasgebietes vertritt und die aufgrund ihres Aktivismus schon Mordanschlägen gegenüberstand, berichtete dasselbe wie Carlowitz: Die Ureinwohner im Amazonas hatten so lange ein gutes Leben, bis Südamerika vor 500 Jahren von den Europäern besetzt, und die Ureinwohner nahezu ausgerottet wurden. Ureinwohner entnehmen der Natur nur so viel, wie sie selber brauchten. Ihre Naturnutzung beruht auf tausendem Jahre alten Erfahrungswissen, das die Weisen von Generation zu Generation weitergeben. Die Besatzer hingegen und ihre Nachkommen entnehmen aber seit 500 Jahren sehr viel mehr als gebraucht wird: Sie holzen ab, beuten Erze aus, bauen, exportieren und machen Geld damit.

Für Patricia ist die Extraktionswirtschaft zu beenden, um den Amazonas zu erhalten, um künftig wieder gut leben zu können - natürlich nicht auf dem Level von vor 500 Jahren, sondern auf einem zeitgemäßen. Dazu ist es für die Weisen des Amazonasgebietes zwingend, ihr Jahrtausende altes Wissen weltweit weiterzugeben und dafür auf offene Ohren zu stoßen.

Mojib Latif ruft, ebenso wie Patricia, zur Umkehr auf: Das Klima verschlechtert sich exponentiell - ob es uns passt oder nicht. Es ist Physik,  mit der sich nicht verhandeln lässt, wie wir das in den langsamen institutionellen Prozessen gewöhnt sind.

Auch wenn Deutschland in der Welt längst nicht der größte Klimasünder ist und auf uns die weltweite Einführung Erneuerbarer zurückgeht (worauf wir stolz sein können!) braucht es international eine Allianz der Willigen, die vorangeht beim Klimaschutz, und zu der Deutschland gehören muss, so Latif.

Die Welt schaut auf uns: Wenn wir es nicht hinbekommen als eines der leistungsfähigsten Länder, dann schafft es keiner. Und die Erde gerät naturgesetzlich in eine Heißzeit. Die voher mit zusammenbrechenden Nahrungsketten, Massenfluchten aus unbewohnbaren Erdgebieten, Kriegen und in Barbarei versinkenden Gesellschaften eingeläutet wird.

Das Gespräch mit dem eins-Energie Geschäftsführer

Nach seinem Vortrag über die Energiemarktsituation hatten wir, Fridays For Future und einige andere Anwesende ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Roland Warner. Themen waren

  • der 10% Anteil der Erneuerbaren am Chemnitzer Strom - bundesweiter Durchschnitt 40%
  • der Versorgungsauftrag der eins
  • wie Methanleckagen auf der gesamten Lieferkette die geplanten, neuen Gasmotoren zu schlimmeren Treibhausgas-Emittenten machen könnten als Braunkohleverfeuerung
  • die 2 geplanten Müll- und Holzverbrennungskraftwerke, die geplante Klärschlammmonoverbrennung, und dass es grundsätzlich Alternativen gibt wie Pyrolysen und Recycling

Dass aus unserer Sicht Eigentümer, Business Cases und weitere Randbedingungen Handlungsspielräume einschränken wurde thematisiert, ebenso, wie man denn - etwa über Allianzen der Willigen - versuchen kann, Blockaden für eine klimagerechte Energiewende mehr und mehr aus dem Weg zu bekommen.

Dass uns Hr. Warner zu einer der nächsten Aufsichtsratssitzungen einladen will freut uns - und das nehmen wir natürlich an!

Ob das Angebot auch zustande gekommen wäre, hätten wir nicht Hr. Warners Vortrag mit einem Fotovoltaikmodul und dem wortlosen Durchtragen unserer Banner bereichert - wir wissen es nicht:

Wir haben für Abwechslung gesorgt bei Hrn. Warners Vortrag einem Solarmodul und wortlos durchgetragenen Bannern

Themen am gemeinsamen Stand von Fridays und Parents for Future

Speziell zu letzteren war das Interesse wieder sehr rege!

 

Neugierige Ohren am Nachbarstand

Im Nachgang wurden uns Falschinformationen geleakt, die ein Herr vom Nachbarstand am 5.11.2022 um 20:34 Uhr in Umlauf brachte, im Namen einer Initiative "lebenswertes Chemnitz". Verteilt nicht nur an die Presse und den Chemnitzer OB, sondern auch an alle Stadträte, alle sächsischen Landtagsfraktionen und alle Bundestagsfraktionen.

Behauptet wird, die Fridays For Future Aktivistinnen, die am Gemeinschaftsstand der Parents for Future zugegen waren, würden für Bezahlung von 30 € auf antifaschistische Gegenkundgebungen gehen, die mitunter parallel zu den montäglichen Massenaufmärschen in Chemnitz stattfinden. Montagsaufmärsche, wo 4 vom Verfassungsschutz beobachtete oder als rechtsextrem eingestufte Parteien bzw. Organisationen inhaltliche und mobilisierende Hauptrollen spielen:


Mailauszug mit den Falschbehauptungen über uns

 

Nun, die anwesenden Menschen der Fridays haben sich wirklich darüber unterhalten, wie denn ihr Leben aussehen würde, erhielten sie tatsächlich eine Bezahlung. Dabei haben sie übliche Unterstellungen, die Klimaaktivisten und Menschen auf der Flucht angedichtet werden - etwa ein ausschweifender Lebensstil - genüsslich ausgeschmückt.

Wir wollen die Originalquellen der haltlosen Behauptungen über uns, die auch einen Bundestagsabgeordneten und die Parteien SPD und Grüne durch den Dreck ziehen, und in deren Verlauf sich der Verfasser immer weiter versteigt, hier nicht vollständig veröffentlichen.

Achtung - Satire:

Achtung - Ende der Satire