Die Armen tragen der Reichen Last - Zwei junge Chemnitzerinnen über unsere Verantwortung

P4F Chemnitz
P4F Chemnitz • 17 März 2021
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Die Armen tragen der Reic hen Last

- Zwei junge Chemnitzerinnen über unsere Verantwortung -

 

Chemnitz, 19.3.2021

Der folgende Text wurde von Leonie verfasst, und am 19.3.2021 von Charlotte auf der Kundgebung zum Fridays for Future Klimastreik gehalten. Er handelt von der Verantwortung des globalen Nordens gegenüber dem globalen Süden: Letzterer leidet schon jetzt massiv unter der vom Norden verursachten Klimakrise. Beide Frauen appellieren an uns, Verantwortung zu übernehmen.

Wir danken ihnen für den Text, sowie die Unterstützung durch FAIREwelt Chemnitz.


Liebe Zuhörer*innen/Leser*innen,


dass der Klimawandel eine der größten Krisen darstellt, die die Menschheit jemals zu bewältigen haben wird, dürfte uns mittlerweile allen bewusst sein. Wir wissen, dass er katastrophal und lebensbedrohlich werden wird, wenn wir nichts unternehmen. Aber für einige Menschen ist er das jetzt schon. Denn der Klimawandel ist nicht nur katastrophal und lebensbedrohlich, er ist vor allen Dingen auch extrem ungerecht.

Man sagt seit jeher, dass die kleinsten Sünder die größte Buße tun – und so ist es auch im Falle der Klimakrise. Denn obwohl die Industrienationen aufgrund ihrer ausbeuterischen Wirtschaft die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel sind, werden sich die Auswirkungen für uns zumindest vorerst noch in Grenzen halten.

Unsere günstige geografische Lage und der finanzielle Wohlstand werden es uns ermöglichen, die Krise etwas abzufedern.

Doch dieses Glück haben nicht alle. In Regionen des globalen Südens gelten ein sicheres Zuhause, geregelte Arbeit und ein gerechtes Einkommen heute immer noch als Ausnahme. Viele Länder haben keinerlei Ressourcen, auf die sie zurückgreifen können, wenn der Klimawandel ihre Existenz bedroht. Die Ausgangslage für diese Menschen ist also denkbar schlecht. Doch gerade sie sind es, die am stärksten unter den Konsequenzen unseres Handelns leiden. Die ersten Auswirkungen des Klimawandels sind dort schon jetzt erkennbar: In weiten Teilen Afrikas kämpft man abwechselnd gegen anhaltende Dürre und katastrophale Überflutungen an. Menschen in Südostasien verlieren ihr Zuhause und ihr Leben an immer öfter auftretende tropische Wirbelstürme, und Inselstaaten und Küstenregionen müssen bereits mit der Umsiedlung ihrer Bevölkerung beginnen, um dem steigenden Meeresspiegel zu entkommen.

Und all das ist nur die Spitze des Eisberges.

In Zukunft wird sich die Situation vor allem in diesen Regionen so drastisch verschlechtern, dass die Vereinten Nationen bereits 2050 mit 50-200 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen. Die Industrienationen sind sich der Konsequenzen bewusst, und dennoch leben und wirtschaften wir weiterhin, als hätten wir drei Erden statt einer zur Verfügung.

Um unseren gewohnten Lebensstandard noch ein paar Jahre länger unverändert aufrecht zu erhalten, riskieren wir, dass andere unschuldige Menschen (und letztendlich auch wir selbst) an den Folgen zugrunde gehen werden. Dabei ignorieren wir die drohende Katastrophe gekonnt.

Doch für die Menschen im globalen Süden ist Ignorieren schon lange keine Option mehr. Für sie ist der Klimawandel kein Zukunftsproblem, dass sie bestenfalls gar nicht mehr selbst betrifft und mit dem sich nur ihre Enkel befassen werden müssen. Für sie ist der Klimawandel schon heute Realität.

Auch wenn wir also nicht die ersten sein werden, die von der Katastrophe betroffen sind, darf uns das Problem nicht egal sein. Denn wie schon Helen Keller sagte: „Bis eine Vielzahl aller Menschen nicht eine Art Verantwortung für ihr gegenseitiges Wohlergehen empfinden, werden wir nie soziale Gerechtigkeit erreichen.“ Genau das ist im Falle der Klimakrise wichtiger denn je, denn sie vereint jede Form der sozialen Ungerechtigkeit in sich.

Die Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer Sexualität, oder ihrer finanziellen Lage sowieso schon auf der untersten Stufe der gesellschaftlichen Leiter stehen, werden am aller schlimmsten von ihren Auswirkungen betroffen sein. Das Leid dieser Menschen dürfen wir nicht ignorieren; ihr Schicksal darf uns nicht egal sein. Wir können nicht abwarten, bis uns das Wasser selbst wortwörtlich bis zum Hals steht, bevor wir anfangen, etwas dagegen zu unternehmen. Denn dann kommt jede Hilfe zu spät.

Natürlich ist keiner von uns allein verantwortlich für diese Katastrophe. Genauso werden wir sie als Einzelpersonen nicht aufhalten können. Dennoch sehe ich es in unserer Verantwortung, alles dafür zu tun, den Schaden so gut wie möglich zu begrenzen. Ich zumindest kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass andere Menschen für das bezahlen müssen, was durch unsere Wirtschaft verursacht wurde. Denn egal, wie schlimm die Auswirkungen des Klimawandels in Zukunft für mich werden, ich weiß: Für andere wird es schlimmer. Und das gilt es, zu verhindern.

 

 

Leonie, Charlotte und  FAIREwelt Chemnitz


Quellen:

www.wwf.de/welterschoepfungstag