Zusammenfassung der Veranstaltung zum Holzheizkraftwerk 15.02.2024

Die Gurke
Die Gurke • 2 March 2024
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Am Donnerstag, 15.02.2024 ab 19 Uhr, fand im „Lokschuppen“ des Bürgerbahnhofes Cuxhaven die Veranstaltung „Klimaschützer Wald - wie Holz(heiz)kraftwerke ihm schaden“ statt.
Sie wurde zusammen von der BUND Kreisgruppe Cuxhaven, Fridays & Parents for Future Cuxhaven (auch Cuxhaven for Future genannt) organisiert. Die Nachfrage war groß & überstieg sogar die Anzahl der verfügbaren Plätze.
Hier der erste Teil unseres ausführlichen Berichts zur Veranstaltung:

Eleonore Lemke (1. Vorsitzende BUND Cuxhaven), begrüßte die BesucherInnen und stellte die Redner und Rednerin vor.

Den Auftakt machte Tobias Söhl von Cuxhaven for Future:
Zum Einstieg umriss er die junge, aber schon wechselhafte Entstehungsgeschichte des Holzheizkraftwerkes (HHKW) Cuxhaven, sowie den Protest dagegen.
Bemerkenswert ist immer noch das Umgehen der Bürgerbeteiligung durch Unterschreitung der 50 MW-Leistungsgrenze. Die genehmigte Nennleistung der Anlage liegt bei 49,9 MW.
Das 2019 noch als HolzHEIZwerk (für Fernwärme) geplante Projekt verwandelte sich 2021 zu einem HolzheizKRAFTwerk. Es soll zu 85% Strom & 15% Fernwärme aus Abwärme erzeugen.
In sehr kurzen Abständen änderten sich die Qualitäts- & Herkunftsangaben des künftig zu verbrennenden Holzes. 
Restholz – Frischholz – hin & her.
Aus Skandinavien, dem Baltikum, oder aus Deutschland & Österreich.
Aus max. 100 km Entfernung, oder wie zuletzt max. 250 km von Cuxhaven.
In jedem Fall sollen jährlich bis zu 100.000 Tonnen Holz verbrannt werden.
Dies entspräche dem 63-fachem, von dem, was der Cuxhavener Wernerwald pro Jahr an Holzernte liefern könnte.
In diesem Jahr wollen die HHKW-Betreiber das Kraftwerk richtig ans Stromnetz bringen. Ab 2027 möchten sie den kompletten Innenstadtbereich & ab 2030 die Stadtteile Sahlenburg & Groden mit Fernwärme beliefern.
Mit der kommunalen Wärmeplanung in Cuxhaven ist allerdings der Oldenburgische Energieversorger EWE beauftragt worden.
Man darf gespannt sein, wie die Stadt Cuxhaven ihre Wärmeversorgung gestalten will:
Wirklich klimafreundlich, oder nur „CO2-neutral auf dem Papier“…

Der 2. Vortrag unserer Veranstaltung kam von der Hauptrednerin Jana Ballenthien, Waldreferentin von Robin Wood. Hier unsere Zusammenfassung:

Jana ging zuerst auf die Bedeutung von Rest- bzw. Totholz ein. Dieses ist wichtig für Biodiversität & sollte im Wald verbleiben. Übrigens setzt es bei der Verrottung auch weniger CO2 frei als bei der Verbrennung. Aufgeräumte Waldböden sind nicht nur schlecht für die Artenvielfalt. Sie werden nachweislich auch 10-25 Grad heißer als Totholzflächen & verstärken somit die Erderwärmung.
Der Kahlschlag von Wäldern schreitet weltweit immer weiter voran & macht sogar vor geschützten Gebieten wie Natura 2000-Flächen keinen Halt.
Jana verdeutlichte die erschreckende Entwicklung anhand eindeutiger Zahlen und bedrückender Fotos u. a. von der US-amerikanischen Ostküste, aus Schweden und Estland.
Zur nachhaltigen Bewirtschaftung ist es leider ein weiter Weg, da aktuell immer noch überwiegend Mono-, statt Mischkulturen bei der Aufforstung angelegt werden.
Auch deutsche Wälder sind weiterhin bedroht. Waren es vor Jahren noch Stürme, sind es heute immer häufiger Dürren die ihnen zusetzen.
Hatten 1984 noch 44% der Bäume in deutschen Wäldern intakte Kronen, waren es im Jahr 2022 weniger als die Hälfte. Nämlich nur noch 21%.
Nahezu die Hälfte des auf den Markt zur Verfügung gestellten Holzes fällt in Deutschland der Verbrennung zum Opfer. Dabei ist es oft gar nicht von schlechter Qualität, wäre zur Verwendung in der Papier- oder Holzverarbeitungsindustrie geeignet.
Lt. Jana´s Einschätzung wird auch im HHKW Cuxhaven qualitativ hochwertiges Kiefernholz verbrannt. Darunter auch Baumstämme mit Hohlräumen, die für die Tierwelt wichtig sind.
Um derart verschwenderischen Umgang mit Holz zu reduzieren, geht Robin Wood sogar eine „unheilige Allianz“ mit der deutschen Holzwerkstoffsindustrie (VHI) ein. Das gemeinsame Ziel:
„Festschreibung einer klaren & strengen juristischen Industrierundholzdefinition“ um unsinnige Holzverbrennung in Deutschland einzudämmen.

Nach Janas Vortrag folgte eine abwechslungsreiche Fragerunde & der dritte und letzte Part von Christian Völker zu HHKW-Alternativen.


Im 3. Teil unserer Veranstaltung am 15.2. ging es um klimafreundliche Wärmeversorgungsalternativen zum HHKW Cuxhaven.

Es referierte Christian Völker. Er stammt aus Cuxhaven, lebte aber lange in Hamburg & beschäftigt sich intensiv mit Kraftwerkstechnik. U. a. auch mit den Vorhaben die ehemaligen Hamburger Kohlekraftwerke Moorburg und Tiefstack auf Holzverbrennung umzustellen. Dafür stand eine Zeit lang sogar Buschholz aus Namibia zur Debatte!
Die Stadt Cuxhaven hat viel Potential für Großwärmepumpentechnologie.
Als eine Wärmequelle könnte Wasser genutzt werden. Sehr gute & für die Stadt Cuxhaven vergleichbare Beispiele für Wassergroßwärmepumpen sind in Flensburg oder Esbjerg in Dänemark zu finden.
Die Stadt Flensburg wird künftig ¾ ihrer Wärmeenergie aus dem direkten Umfeld beziehen.
Einen wichtigen Part wird dabei das Wasser aus der Flensburger Förde spielen. Die dafür benötigte Wärmepumpe soll 2025 in Betrieb gehen. Die Stadtwerke Flensburg haben einen Transformationsplan für Klimaneutralität bis 2035 aufgestellt. U. a. mit detaillierten Fernwärmenetzplan. Hier werden zwei wesentliche Defizite der Stadt Cuxhaven deutlich – unsere Stadt hat weder fertige Pläne, noch ein eigenes Stadtwerk. Leider…
Noch beeindruckender als das Flensburger Projekt ist ein Meerwasserwärmepumpenkraftwerk, welches gerade in Esbjerg, Dänemark, gebaut wird. Würde eine solche Anlage an der Elbe errichtet werden, könnte sie sogar eine Stadt von der Größe Berlins ohne Probleme alleine versorgen!
Das älteste in Betrieb befindliche Wärmepumpenkraftwerk in Europa gibt es in Stockholm. Es ist seit über 40 Jahren zuverlässig im Einsatz & zieht Wärme aus Abwasser & Seewasser.
Abwasser bietet in Cuxhaven auch Potential. Die deutlich überdimensionierte Kläranlage könnte ebenso Fernwärme für die Stadt liefern.
Schlussendlich bleibt es fragwürdig, warum eine Stadt des Windes & Wassers sich in Energiefragen aktuell auf dem Holzweg befindet. 🌲🌳🔥

Wir möchten an dieser Stelle allen Beteiligen für die tolle Unterstützung danken. Es war eine super Veranstaltung! 💐💚

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